Stellungnahme des Vorstands der ProCredit Holding zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie

Frankfurt am Main, 27. April 2020

Angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen verschiedener nationaler und internationaler Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung des neuartigen Corona Virus haben die Europäische Zentralbank sowie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Empfehlung an die Banken herausgegeben, während der Pandemie bis mindestens zum 1. Oktober 2020 keine Dividenden auszuschütten oder Aktienrückkäufe vorzunehmen. Wir haben den Sachverhalt mit dem Aufsichtsrat der ProCredit Holding diskutiert und nach sorgfältiger Abwägung aller relevanter Aspekte beschlossen, die Entscheidung der Aktionäre über die Dividendenausschüttung zu verschieben und somit der Empfehlung der Aufsichtsbehörden zu folgen. Darüber hinaus wird unsere ordentliche Hauptversammlung erstmals als virtuelle Veranstaltung ohne physische Anwesenheit der Aktionäre oder ihrer Bevollmächtigten stattfinden.
Gerade in diesen Zeiten, die von hoher Ungewissheit geprägt sind, halten wir eine zeitnahe und transparente Kommunikation für überaus wichtig. Im Folgenden fassen wir zusammen, wie wir die Gruppe aktuell aufgestellt sehen und wie wir ihre Chancen und Risiken für das Jahr 2020 und darüber hinaus einschätzen.
Die COVID-19-Pandemie und die umfassenden Eindämmungsmaßnahmen haben tiefgreifende Auswirkungen auf Gesellschaft und Volkswirtschaften. Die kurzfristigen makroökonomischen Aussichten sind pessimistisch. Wir sind davon überzeugt, dass man sich in solch turbulenten Zeiten nicht von den Schlagzeilen ablenken lassen sollte. Wir werden uns weiterhin auf die konkreten Bedingungen einzelner Kunden und einzelner Märkte fokussieren und zügig und pragmatisch handeln, um so einen positiven Beitrag für unsere Kunden und somit auch für unsere Banken zu leisten. Wir sind uns der wichtigen Rolle, die unsere Banken bei der Unterstützung kleiner und mittelgroßer-Unternehmen spielen werden deutlich bewusst. Wir können dabei für unsere Kunden einen wichtigen Unterschied machen und eine positive Wirkung auf unsere Gesellschaften erzielen. Was die Zukunft betrifft, sind wir fest davon überzeugt, dass bei der makroökonomischen Erholung unserer Märkte nach der Pandemie ein robuster KMU-Sektor von zentraler Bedeutung sein wird. Wir sehen uns nicht zuletzt aufgrund unserer soliden Ergebnisse 2019 gut für das Jahr 2020 gerüstet.

Das Ergebnis aus 2019 und die starke Impact-Positionierung sind eine gute Basis zur Bewältigung der Anforderungen von 2020

Unsere „Hausbank für KMU“-Positionierung hat sich im Laufe des Jahres 2019 mit einem Wachstum des Kreditportfolios von 10,3 % und einem starken Wachstum der Einlagen von KMU-Kunden weiter gefestigt. Etwa 30 % unseres Wachstums wurde im Bereich der Grünen Kredite erzielt, die nun ca. 17 % unseres gesamten Kreditportfolios ausmachen. Ein besonders starkes Wachstum verzeichneten wir im Bereich von Projektfinanzierungen für erneuerbare Energien, die durch stabile Einkommensströme gekennzeichnet sind. 72 % unseres Wachstums und 67 % unseres ausstehenden Portfolios bestehen aus längerfristigen Investitionskrediten, was die besondere Art unserer Kundenbeziehungen und die langfristige Sichtweise unseres Geschäftsmodells unterstreicht.
Im Laufe der Jahre und im Zuge unserer strategischen Neuausrichtung auf die KMU-Finanzierung haben wir ein Kreditportfolio aufgebaut, das im Wesentlichen von etablierten Geschäftskunden stammt, die unsere strengen Auswahlkriterien hinsichtlich guten Managements und nachhaltigen, zukunftsorientierten Geschäftsmodellen erfüllen. In der Regel haben diese Unternehmen bereits „Krisen“ durchlebt, verfügen über einige Reserven und haben gewissermaßen die Fähigkeit, auch auf schwerwiegende makroökonomische Turbulenzen reagieren zu können. Unser Ansatz gegenüber diesen Kunden basiert seit jeher auf dem Hausbank-Konzept, das sich auf enge Kundenbeziehungen stützt, die von sehr erfahrenen Mitarbeitern gepflegt werden.
In der Vergangenheit hat uns dieser Ansatz bisher zu einer langfristig stabilen und sehr guten Kreditportfolioqualität verholfen. In der aktuellen Lage unterstützt er uns dabei, effektiv mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten und so Kreditausfälle zu begrenzen. Wir sind davon überzeugt, dass unser langfristiger und auf den einzelnen Kunden ausgerichteter Ansatz sowie unser umsichtiges Kreditrisikomanagement wesentliche Wettbewerbsvorteile für uns darstellen; insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Herausforderungen. In der Vergangenheit hat dies zu einer kontinuierlich hohen Kreditportfolioqualität geführt, die durch Ausfallraten gekennzeichnet ist, die regelmäßig weit unter den Ausfallraten der Bankensektoren liegen, in denen wir tätig sind. In unseren Märkten haben wir in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme aggressiver Vermarktung von Konsumkrediten beobachtet. Wir glauben, dass diese Portfolios jetzt besonders anfällig sein werden, vor allem angesichts der begrenzten Möglichkeiten der Regierungen von Schwellenländern, den Auswirkungen höherer Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Wir haben Konsumentenkredite nie aktiv vermarket und über Jahre hinweg hohe Kredit- und Besicherungstandards aufrechterhalten, bei denen die Rückzahlungskapazität der Kunden oberstes Kriterium ist. Heute besteht unser Portfolio zu 93 % aus Krediten an kleine und mittelgoße Unternehmen und zu 6 % aus Immobilienfinanzierungen an Privatpersonen.
Der Ausbau unseres „Hausbank für KMU“-Konzepts wird ergänzt durch unsere „ProCredit Direct“-Strategie für unser Einlagengeschäft. Im Laufe des Jahres 2019 wuchsen unsere Einlagen um 14,2 %. Dass wir in einem Jahr mit starkem Kreditwachstum unser Verhältnis von Einlagen zu Krediten steigern konnten, sehen wir als wichtigen Durchbruch. Unser digitaler Banking-Ansatz bedeutet Effizienz und Skalierbarkeit. In der aktuellen Lage bedeutet er auch Stabilität und Sicherheit, da er es Kunden ermöglicht, kontaktlos mit uns zu kommunizieren und ihre Bankgeschäfte trotz Ausgangsbeschränkungen ungehindert durchzuführen.
Wir haben 2019 auch unsere Beziehungen zu den Internationalen Finanzinstitutionen (IFI) weiter ausgebaut. Dabei haben wir mit Erfolg eine bahnbrechende grüne Anleihe bei der IFC (International Finance Corporation – World Bank Group) platziert, um das schnelle Wachstum unserer Kredite für Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu fördern. Wir sind eine der größten Partnerinstitutionen des InnovFin Garantieprogramms des Europäischen Investitionsfonds und arbeiten derzeit daran, diese Partnerschaft weiter zu intensivieren. Diese Programme, die aktuell ca. 12 % unseres gesamten Kreditportfolios decken, liefern für unsere Gruppe wertvolle zusätzliche Absicherung und Kapitalentlastung.
Eine solide Kapitalstruktur ist heute wichtiger denn je. Ende 2019 lag unsere harte Kernkapitalquote (CET 1) bei 14,1 %. Seitdem hat unsere Gruppe von einer Reduzierung der SREP-Anforderungen um 50 Basispunkte und einer Reduzierung der risikogewichteten Aktiva um ca. 120 Mio. EUR profitiert, die sich aus der Äquivalenzbestätigung der serbischen Bankenregulierung durch die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) ergibt. Weiter erwarten wir durch die Einführung der CRR II (Capital Requirements Regulation) im Jahr 2021 und die Ausweitung des KMU-Faktors auf Engagements über 1,5 Mio. EUR einen reduzierenden Effekt auf die risikogewichteten Aktiva. Die Solidität der Kapitallage der Gruppe und ihre Fähigkeit unerwartete Verluste abzudecken, werden am besten durch die sehr solide Verschuldungsquote unterstrichen, die im Dezember 2019 bei 10,8 % lag.
Im Jahr 2019 hat Fitch Ratings das vergebene Viability Rating der ProCredit Holding von bb- auf bb angehoben, während das Issuer Default Rating von BBB bestätigt wurde. Im Laufe der letzten Wochen wurden Rating-Anpassungen bei vielen europäischen Banken vorgenommen, da Wirtschaftsprognosen zunehmend pessimistischer wurden. In diesem Zusammenhang bestätigte Fitch im April 2020 erneut die Ratings der ProCredit Holding sowie die Ratings der meisten ProCredit Banken, wobei der Ratingausblick als „stabil“ beibehalten wurde.

Verschiebung der Entscheidung über die Ausschüttung von Dividenden

Am 26. März 2020 haben wir im Einklang mit unserer Dividendenpolitik und mit Zuversicht unsere Absicht zum Ausdruck gebracht, unseren Aktionären in Bezug auf das Geschäftsjahr 2019 eine Ausschüttung von einem Drittel des Konzerngewinns vorzuschlagen. Wir haben diese Entscheidung auf der Grundlage einer gründlichen Bewertung unserer Kapitallage und aus unserer Überzeugung heraus getroffen, die Herausforderungen dieser Krise gut bewältigen zu können. Wir glauben, dass Verlässlichkeit gegenüber unseren Aktionären genauso wichtig ist wie Verlässlichkeit gegenüber unseren Kunden. Unsere Dividendenpolitik ist in dieser Hinsicht eine zentrale Verpflichtung gegenüber unseren Aktionären. Gleichzeitig müssen wir die Empfehlungen der Regulierungsbehörden sorgfältig abwägen, die gegenüber dem gesamten Bankensektor ausgesprochen wurden. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die deutschen Aufsichtsbehörden empfehlen eingehend, vor Oktober 2020 keine Dividenden auszuzahlen. Die Aufsichtsbehörden kündigten auch vorübergehende Hilfsmaßnahmen an, um den Banken zu helfen, die Wirtschaft so weit wie möglich zu unterstützen. In Anbetracht dessen haben wir uns dazu entschlossen, die Entscheidung über die Ausschüttung von Dividenden in Bezug auf das Geschäftsjahr 2019 bis zum vierten Quartal 2020 zu verschieben.

Auswirkungen der COVID-19-Pandemie: Risiken und Chancen

Es ist offensichtlich, dass die Vorhersagen für die globale Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2020 sehr negativ sind. Die Länder unserer Geschäftstätigkeit werden davon auch betroffen sein. Die Regierungen in ganz Ost- und Südosteuropa haben unmittelbar strenge Ausgangssperren zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus verhängt, die mindestens bis in den Mai hinein andauern werden. Für die meisten unserer Länder wird aktuell ein Rückgang des BIP im Jahr 2020 prognostiziert, gefolgt von einer deutlichen Erholung im Jahr 2021, basierend auf der Annahme, dass die Kontrollmaßnahmen in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 gelockert werden. Der Bankensektor wird ohne Zweifel eine Vorreiterrolle bei der Unterstützung der Realwirtschaft sowohl während als auch nach der Krise spielen.
Die ProCredit Banken sind gut aufgestellt, um dazu einen wichtigen und positiven Beitrag in ihren Ländern zu leisten. Unser digitaler Ansatz für alle routinemäßigen Bankgeschäfte hat es uns ermöglicht, schnell „Homeoffice“-Modelle zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit von Kunden und Mitarbeitern umzusetzen. Dank unserer sehr schlanken Filialstruktur und der bewährten digitalen Plattform, auf der die meisten Kunden- und Back-Office-Routinetransaktionen abgewickelt werden, haben wir hierbei klare Vorteile. Seit 2013 haben wir hunderte von Filialen geschlossen, unseren Personalbestand um ca. 75 % reduziert und den Schalter- und Bargeldverkehr praktisch abgeschafft, während wir in unserem Kernsegment der KMU-Kredite kontinuierlich gewachsen sind. Im Wesentlichen nutzen alle unsere Kunden bereits ausschließlichelektronische Kanäle für alle ihre Transaktionen. Im Gegensatz dazu beobachten wir, dass viele andere Banken in unseren Märkten nach wie vor in erster Linie zweigstellenbasiert arbeiten und bei der Reorganisation der Aktivitäten auf Filialebene vor weitaus größeren Herausforderungen stehen. Da der Geschäftsbetrieb unserer Banken nicht materiell durch physische Kontaktbeschränkungen beeinträchtigt ist, können wir uns unmittelbar auf proaktive Kundenkommunikation und -akquisition fokussieren.
Es liegt auf der Hand, dass das Kreditrisikomanagement auch im Jahr 2020 ein wichtiger Schwerpunkt unserer Tätigkeit sein wird. Im Allgemeinen beruht unser Ansatz für das Kreditrisikomanagement auf einer engen Kommunikation mit unseren Kunden, kombiniert mit einer effektiven Portfolioüberwachung und angemessenen gruppenweiten Standards bezüglich Kreditrisikobewertung, Kundenüberwachung, Kreditrestrukturierung und Verfahren für die Betreuung notleidender Kredite. Wir haben keine größeren Portfolios in Industriesektoren, die aktuell stark betroffen sind. Hotels und Touristik machen zum Beispiel nur etwa 4 %, Transport und Logistik etwa 5 % unseres gesamten Kreditportfolios aus. Unser Exposure gegenüber der Automobilproduktion bzw. -zulieferung und der Öl- und Gasproduktion bzw. -zulieferung ist unwesentlich. Insgesamt ist unser Portfolio über Länder, Märkte und Branchen breit diversifiziert, wobei das größte Einzelkundenengagement rund 1,5 % des CET 1-Kapitals der Gruppe ausmacht. Wir glauben, dass unsere Engagements im Agrarsektor, der mehr als 20 % unseres Portfolios ausmacht, sowie unser Portfolio im Bereich der erneuerbaren Energien während dieses wirtschaftlichen Abschwungs besonders robust sein sollten.
Es ist erwähnenswert, dass in den Ländern unserer Geschäftstätigkeit die nationalen Bankenaufsichtsbehörden relativ schnell auf die Pandemie reagiert haben, um die Auswirkungen auf Privathaushalte und Unternehmen und die Ökonomien insgesamt zu begrenzen. Eine weit verbreitete Maßnahme sind Schuldenmoratorien, durch die Schuldner ihre Kreditzahlungen in der Regel für eine Dauer von drei bis neun Monaten aussetzen können, wenn ihre Einnahmen unter Druck geraten. Im März 2020 stellten die Regulierungsbehörden klar, dass Moratorien als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie nicht automatisch als gewöhnliche Stundungsmaßnahmen einzustufen sind. Diese Maßnahmen dienen zweifellos einem wichtigen Zweck bei der Bewältigung der Krise, bringen jedoch auch gewisse Risiken für den Bankensektor mit sich, da sie die Gefahr bergen, eine Wertminderung von Krediten zu verschleiern und Verluste weiter in die Zukunft zu verschieben – insbesondere wenn diese Maßnahmen über einen zu langen Zeitraum angewendet werden. Darüber hinaus wirken sie sich negativ auf die Mittelzuflüsse und Liquiditätspositionen der Banken aus.
Wir sind uns dieser Risiken sehr wohl bewusst und steuern sie proaktiv durch einen kontinuierlichen Fokus auf enge Kundenbeziehungen und Transparenz bei der Bewertung realer Kreditrisiken und derer Offenlegung. Unser sorgfältig ausgewählter Kundenstamm ermöglicht uns eine individuelle, differenzierte Herangehensweise an die Situation jedes einzelnen Kunden. Unsere Geschäftskundenberater verwalten Portfolios mit durchschnittlich 40 bis 50 Kreditkunden. Dadurch können Portfolios regelmäßig überwacht und Kunden jederzeit zu aktuellen Geschäftsentwicklungen befragt oder zu deren Bedarf an Bankdienstleistungen beraten werden.
Für 2020 sehen wir einen mehrphasigen Ansatz für die Steuerung von Kreditrisiken vor. In der ersten Phase werden wir alle Anträge auf Moratorien individuell prüfen und innerhalb eines gruppenweit gültigen Rahmens, der den Empfehlungen der EZB entspricht, sorgfältig bewerten. In einer zweiten Phase, die wahrscheinlich in die zweite Hälfte dieses Jahres fallen wird, werden wir Engagements restrukturieren, die weiterhin Zahlungsschwierigkeiten aufweisen. Ein solider und differenzierter Ansatz bei der Restrukturierung wird dazu beitragen, das Ausmaß der Kundenausfälle zu minimieren, was wiederum die dritte Phase darstellt. Hier sind wir angesichts der insgesamt starken Besicherung unseres Portfolios, die in erster Linie auf Wohn- und Geschäftshypotheken sowie auf Bargeld und Bargarantien beruht, sehr zuversichtlich. Bis zum heutigen Tag spüren wir keinen starken Druck auf die Qualität des Kreditportfolios. Nichtsdestotrotz sind wir uns dessen bewusst, dass die Pandemie erst in einer frühen Phase ist und uns für einige Zeit begleiten wird. Insbesondere die möglichen langfristigen wirtschaftlichen Konsequenzen daraus können zum jetzigen Zeitpunkt nicht prognostiziert werden.
Wirksame Restrukturierungen von Engagements erfordern ein gutes Verständis über die Geschäftstätigkeiten der Kunden. Unsere Geschäftskundenberater und Kreditrisikospezialisten sind hervorragend ausgebildet – viele von ihnen haben eine mehrjährige Ausbildung in unserer ProCredit Academy absolviert – und verstehen es, die Beziehungen zu ihren Kunden zu pflegen.
Auch in Bezug auf die Liquiditäts- und Finanzierungssteuerung ist unsere Ausgangslage solide. Anleger in Schwellenländern können nervös reagieren, wenn der Bankensektor unter Stress gerät. Darüber hinaus können verzögerte Kreditrückzahlungen die Liquidität verringern. Unser Verhältnis von Einlagen zu Krediten hat sich im Laufe des Jahres 2019 weiter verbessert und wir beendeten das Jahr mit einer Liquiditätsdeckungsquote (LCR) von 198 %. Bislang haben wir in diesem Jahr einen gewohnten saisonalen Rückgang der Einlagen erlebt, darüber hinaus aber ist unsere Einlagenbasis bemerkenswert stabil geblieben. Generell sehen wir, dass sich unsere Einlagenvolumina in unsicheren Zeiten durch unsere engen Beziehungen zu unseren Kunden und durch die Reputation „deutsch und solide“ zu sein, stabil halten. In Verbindung mit unserem attraktiven Direktbankangebot sehen wir das Potenzial, im Jahr 2020 neue „digitale“ Einlagenkunden zu gewinnen. Wir pflegen enge Beziehungen zu internationalen Finanzinstitutionen. Wir planen zusätzliche Mittel in Anspruch zu nehmen, um Kunden mit kurzfristigen Überbrückungsfinanzierungen unterstützen zu können.
Wir werden weiterhin einen starken Fokus auf umsichtiges Risikomanagement legen, gleichzeitig aber auch Geschäftschancen nutzen, wo sie sich uns bieten. Bereits jetzt sehen wir, dass potenzielle Kunden an uns herantreten, da unsere konstante Servicequalität, unsere intensive Kundenkommunikation sowie der weiter bestehende Zugang zu Krediten jetzt besonders sichtbar sind.
Auch im Jahr 2020 werden die Qualität und die Erfahrung unserer Mitarbeiter für den Umgang mit Risiken und Chancen von zentraler Bedeutung sein. So weit wie möglich haben wir eine effektive und flexible Arbeitsweise von zuhause aus (Homeoffice) implementiert. Während sich alle auf die „neue Normalität“ hoher Unsicherheit und der Kommunikation auf Distanz einstellen, sehen wir zunehmend mehr, dass das, was die Arbeitsweise der ProCredit Gruppe kennzeichnet – flache Hierarchien, eine geradlinige und direkte Art Probleme anzusprechen und gemeinsam Lösungen zu finden sowie unsere gemeinsamen Werte – einzelnen Mitarbeitern und Teams dabei hilft, in Verbindung zu bleiben und trotz möglicher Einschränkungen eines Videoanrufs Engagement zu zeigen. Wir können uns dabei auch auf unsere langjährige Erfahrung in unseren Märkten und Erfahrungen in der Steuerung eines volatilen Umfeldes stützen. Die meisten unserer Manager sind mit uns durch die Finanzkrise 2008/09 gegangen. Daher ist die allgemeine Zuversicht unter unseren Mitarbeitern und Managern trotz der Herausforderungen, vor denen sie stehen, nach wie vor groß. Das hilft uns, koordiniert und entschlossen vorwärts zu gehen.

Ausblick

Grundsätzlich sehen wir nach wie vor ein gewisses Wachstumspotenzial, insbesondere da Kunden vermehrt kurzfristige Überbrückungsfinanzierungen suchen werden. Darüber hinaus wird es einige Kunden geben, die unter den neuen Marktbedingungen expandieren, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Wir sehen insgesamt gute Chancen, neue Kunden zu gewinnen.
Wir rechnen für dieses Jahr nach wie vor mit einer positiven Eigenkapitalrendite, unter Berücksichtigung eines erheblichen Kreditrisikokostenpuffers, um dem gedämpften wirtschaftlichen Ausblick, den zu erwartenden Restrukturierungen von Krediten und einem gewissen Anstieg des Ausfallportfolios Rechnung zu tragen. Operativ erwarten wir vom Wegfall einmaliger Kosten zu profitieren, die unser Ergebnis im Jahr 2019 stark belastet haben. Außerdem erwarten wir stabile operative Kosten, die vom gegenwärtigen Abschwung weitgehend unberührt bleiben werden.
Wie immer in turbulenten Zeiten werden sich dabei auch Chancen ergeben: Wir glauben, dass bestehende und potenzielle Kunden gerade in diesem Jahr den Wert der ProCredit auch im Vergleich zu unserem Wettbewerbsumfeld sehen werden. Inmitten dieser Krise, in der soziale Gerechtigkeit und eine nachhaltige Wirtschaft stärker in den Mittelpunkt rücken werden, sind wir davon überzeugt, dass unser ethischer Geschäftsansatz, der auf positive Auswirkungen auf unsere Gesellschaften abzielt, jetzt auch aus ökonomischer Sicht klar überzeugt.
Generell sind wir der Meinung, dass es wichtig ist, unsere langfristige Perspektive für die Kunden, die Aktionäre und die Gesellschaften, in denen wir tätig sind, beizubehalten. Wir werden das Jahr 2020 nicht isoliert betrachten. Wir wollen auf unsere Stärken bauen um sicherzustellen, dass unsere Kunden und unsere Banken gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Wir bleiben zuversichtlich in Bezug auf die mittelfristigen Aussichten für unsere Märkte und auf die Leistungsfähigkeit der Gruppe. In diesem Zusammenhang haben wir unsere mittelfristigen Ziele und unser Bekenntnis zu unserer Dividendenpolitik ausdrücklich bestätigt.
Diese Erklärung ergänzt die Informationen, die die ProCredit Gruppe im Rahmen der Analysten-Telefonkonferenz am 26. März 2020 bekannt gegeben hat. Der Jahresbericht 2019 der ProCredit Gruppe, die Präsentation der Ergebnisse des Geschäftsjahres 2019 für Analysten und eine Aufzeichnung der Telefonkonferenz für Analysten sind auf der Website der ProCredit Holding im Bereich Investor Relations verfügbar https://www.procredit-holding.com/de/investor-relations/berichte-und-veroffentlichungen. Die Ergebnisse der ProCredit Gruppe für das erste Quartal 2020 werden am 14. Mai 2020 veröffentlicht.

Zukunftsgerichtete Aussagen

Diese Mitteilung enthält Aussagen, die sich auf unseren künftigen Geschäftsverlauf und künftige finanzielle Leistungsparameter sowie auf künftige die ProCredit Holding betreffende Vorgänge oder Entwicklungen beziehen und zukunftsgerichtete Aussagen darstellen können. Solche Aussagen beruhen auf den gegenwärtigen Erwartungen und bestimmten Annahmen des Managements der ProCredit Holding, von denen zahlreiche außerhalb des Einflussbereichs der ProCredit Holding liegen. Sie unterliegen daher einer Vielzahl von Risiken, Ungewissheiten und Faktoren. Sollten sich eines oder mehrere dieser Risiken oder Ungewissheiten realisieren oder sollte es sich erweisen, dass die zugrunde liegenden Erwartungen nicht eintreten beziehungsweise Annahmen nicht korrekt waren, können die tatsächlichen Ergebnisse, Leistungen und Erfolge der ProCredit Holding (sowohl negativ als auch positiv) wesentlich von denjenigen Ergebnissen abweichen, die ausdrücklich oder implizit in der zukunftsgerichteten Aussage genannt worden sind. Die ProCredit Holding übernimmt keine Verpflichtung und beabsichtigt auch nicht, diese zukunftsgerichteten Aussagen zu aktualisieren oder bei einer anderen als der erwarteten Entwicklung zu korrigieren.

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